Anfrage: Fernwärmepreiswucher trotz Erneuerbarer Energien: Wie erklären sich die absurden Fernwärme-preise in den unterschiedlichen Netzen der SWM?

Stefan Jagel

In Zeiten sehr hoher Preise fossiler Energieträger zahlt es sich nun auch wirtschaftlich aus, wenn schon länger auf Erneuerbare Energien gesetzt wurde. Dies zeigen viele Umlandgemeinden, die bei der Fernwärmeerzeugung seit Jahren auf Geothermie setzen und im Gegensatz zu München wesentliche Teile Ihrer Fernwärme dadurch abdecken können.

In Zeiten sehr hoher Preise fossiler Energieträger zahlt es sich nun auch wirtschaftlich aus, wenn schon länger auf Erneuerbare Energien gesetzt wurde. Dies zeigen viele Umlandgemeinden, die bei der Fernwärmeerzeugung seit Jahren auf Geothermie setzen und im Gegensatz zu München wesentliche Teile Ihrer Fernwärme dadurch abdecken können.

Die Stadtwerke München betreiben insgesamt vier Fernwärmenetze in der Region München, die in drei Versorgungsgebiete aufgeteilt sind: München Stadt (inkl. Riem), Region Süd (Taufkirchen), Re-gion Südost (Ottobrunn). Diese Gebiete haben jeweils unterschiedliche Klauseln, die die Preise der Fernwärme bestimmen. Die anteilige Zusammensetzung der Fernwärme aus 2021 zeigt, dass das Münchner Netz zu etwa 25% über Geothermie und Müllverbrennung, zu etwa 50% aus Gasverbren-nung und zu etwa 25% aus der Kohleverbrennung erzeugt wird1. Das Netz in Taufkirchen zu knapp 80% aus Erneuerbaren (Geothermie, Holz und Biogas) und zu nur 20% aus Gasverbrennung. Die Fernwärme in Ottobrunn hingegen wird zu 95% über die Verbrennung von Erdgas erzeugt.

Wer nun aufgrund der stark gestiegenen Erdgaspreise vermutet, die Fernwärmepreise in Taufkirchen wären die günstigsten und die in Ottobrunn die teuersten, wundert sich mit dem Blick auf die Preise, die auf der Seite der SWM veröffentlicht sind und jeweils zum 1. Januar 2023 angepasst wurden. Nach diesen sind die Verbrauchspreise in Ottobrunn mit Abstand am günstigsten (von 74 auf 97 €/MWh)2. In München zahlt man mehr als das Doppelte (von 162 auf 210 €/MWh)3. Taufkirchen ist seit 2023 ge-nauso teuer wie München (von 197 auf 210 €/MWh)4. Bei beiden Netzen wurden die letzten Preiserhöhungen gemäß der jeweils gültigen Klausel nicht oder nur teilweise durchgeführt. Die Preise wären ansonsten noch wesentlich höher. In München bei 389 €/MWh (Ausschöpfung 54%) und in Taufkir-chen 564 €/MWh (Ausschöpfung 37,2%)5. Dieser Vergleich zeigt sehr deutlich, wie absurd die Preisgestaltung der SWM ist und dass die hinterlegten Preisformeln weit entfernt von den realen Kosten sind.

Der Blick auf die Umlandgemeinden macht deutlich, dass der Verbrauchspreis für Taufkirchen viel zu hoch ist. In allen Gemeinden, deren Fernwärme wie in Taufkirchen mit Erneuerbare Energien erzeugt wird, wurden die Preise zum 1. Oktober angepasst. Die Verbrauchspreise in Aschheim (99 €/MWh6), Garching (106 €/MWh7), Ismaning (68 €/MWh8), Unterföhring (87 €/MWh9) und Unterhaching (83€/MWh10) sind oft weniger als halb so hoch wie in Taufkirchen. Ein Fakt, der Fragen aufwirft.

Wir bitten daher den Oberbürgermeister, folgende Fragen zu beantworten:

  1. Wie lässt sich erklären, dass die Kund*innen des Fernwärmenetz in Taufkirchen trotz eines EE-Anteils von 80 % solche extreme Preise zahlen müssen? Entspricht die hinterlegte Preisän-derungsklausel den tatsächlichen Kosten der Fernwärmeerzeugung in Taufkirchen?
  2. Wie erklärt sich, dass die Verbrauchspreise anderer Gemeinden im Umland, deren Fernwärme zu großen Teilen über Erneuerbare gedeckt wird, so viel günstiger sind?
  3. Ist für das Versorgungsnetz Region Süd eine Änderung der Preisklauseln geplant?
  4. Wieso ist die Fernwärme in Ottobrunn im Vergleich zu München so viel günstiger, obwohl nach eigenen Angaben der SWM von 2021 die Abhängigkeit der Fernwärme von der Verbren-nung von Erdgas (95%) wesentlich größer ist als in München?
  5. Aus welchen Quellen wird die Fernwärme in Ottobrunn in 2022 gespeist? Handelt es sich in Ottobrunn um ein Heizwerk oder ein Heizkraftwerk, das auch Strom erzeugt?
  6. Das Fernwärmenetz um Ottobrunn befindet sich in der Umstellung auf die Versorgung mit Geothermie. Hat dieser Wechsel eine Auswirkung auf die Preisgestaltung der Fernwärme?
  7. Haben die SWM für die beiden Fernwärmenetze in Ottobrunn und in München unterschiedli-che Strategien für den Gaseinkauf oder wie erklärt sich die Wahl der sehr unterschiedlichen Gasindizes?
  8. Die Preisklauseln der drei Versorgungsgebiete sind sehr unterschiedlich und nutzen zum Bei-spiel unterschiedliche Gasindizes, die zu stark unterschiedlichen Preisen führen. Müssen die SWM nicht selbst zugeben, dass die durch die AVBFernwärmeV festgelegten Vorgaben Tür und Tor offen stehen für eine willkürliche Preisfestsetzung, die nicht den wahren Kosten der Energieversorger entsprechen?

Initiative:
Stadtrat Stefan Jagel

Gezeichnet:
Stadträtin Marie Burneleit
Stadträtin Brigitte Wolf
Stadtrat Thomas Lechner


1https://www.swm.de/dam/doc/geschaeftskunden/fernwaerme/kennzeichnung-waermelieferung.pdf
2https://www.swm.de/dam/doc/geschaeftskunden/fernwaerme/2023/preisblatt-waerme-muenchen-suedost-zum-01012023.pdf
3https://www.swm.de/dam/doc/geschaeftskunden/fernwaerme/2023/preisblatt-m-fernwaerme-zum-01012023.pdf
4https://www.swm.de/dam/doc/geschaeftskunden/fernwaerme/2023/preisblatt-waerme-muenchen-sued-zum-01012023.pdf
5https://www.swm.de/dam/doc/geschaeftskunden/fernwaerme/2023/preisgleitfaktoren-preisblatt-region-sued-zum-010123.pdf
6 Preisübersicht Fernwärme Aschheim Okt. 22
7 Preisübersicht Fernwärme Garching Okt.22
8 Preisübersicht Fernwärme Ismaing Okt. 22
9 Preisübersicht Fernwärme Unterföhring Okt. 22
10 Preisübersicht Fernwärme Unterhaching Okt. 22

Link zum RIS: https://risi.muenchen.de/risi/antrag/detail/7557900