Stadtratsfraktionen wollen Dialog mit Kassenärztlicher Vereinigung (KVB) – Haus- und Kinderärztliche Versorgung in München verbessern

Die Haus- und Kinderarztpraxen sind in München sehr ungleich verteilt, was in einigen Stadtvierteln zu enormen Herausforderungen führt. Dieses Problem haben alle Stadtratsfraktionen bereits erkannt und heute einen gemeinsamen Antrag auf den Weg gebracht.

Zum interfraktionellen Antrag erklären die jeweiligen Mitglieder des Gesundheitsausschusses des Münchner Stadtrates.

Fraktionsvorsitzender Stefan Jagel, Die Linke, hat den interfraktionellen Antrag initiiert: „Gerade in Stadtvierteln, in denen die sozialen Herausforderungen am größten sind, ist die ambulante ärztliche Versorgung am schlechtesten. Daran muss sich etwas ändern und wir freuen uns, dass darüber Einstimmigkeit zwischen den Fraktionen herrscht. Insbesondere die KVB war in der Vergangenheit nicht hilfreich, deshalb hoffe ich, dass gemeinsam Lösungen entwickelt werden können.“

Stadträtin Angelika Pilz-Strasser, Grüne: „Gerade in den Randbezirken Münchens ist es oft sehr schwierig, schnell einen Termin bei der Kinderärztin oder beim Hausarzt zu bekommen. Besonders ältere Menschen und Kinder brauchen aber eine wohnortnahe Versorgung. Obwohl in München die Zahl der Praxen ausreicht, ist die Verteilung höchst ungerecht und geht zu Lasten der Gesundheit gerade dort, wo die sozialen Herausforderungen größer sind. Diese Notlage beschäftigt den Münchner Stadtrat seit vielen Jahren. Gemeinsam mit der KVB und vielen anderen Playern wollen wir im Rahmen eines Stadtratshearings nach Lösungen suchen.“

Stadträtin Alexandra Gaßmann, CSU: „Die ungleiche Verteilung von Haus- und Kinderarztpraxen ist ein großes Problem in München. Viele Menschen finden keinen Arzt in ihrer Nähe. Als Mutter oder Vater mit dem hochfiebrigen Kind im Arm durch die halbe Stadt fahren zu müssen - womöglich noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln -, ist unzumutbar. Die KVB muss sich endlich bewegen. Wir unterstützen deshalb das Hearing und freuen uns über die breite Allianz im Stadtrat.“

Stadtrat Klaus Peter Rupp, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD/Volt-Fraktion: „In Milbertshofen-Am Hart kommt ein*e Kinderärzt*in auf 11.695 Kinder und Jugendliche. Im Lehel liegt das Verhältnis bei 1:505. Eine solche Ungleichbehandlung darf nicht sein. Doch nur die Kassenärztliche Vereinigung (KVB) kann diese Situation ändern. Deshalb wollen wir gemeinsam mit der KVB, den Krankenkassen und den Ärzt*innen nach einer Lösung suchen. Wir wollen kranke Menschen nicht einmal quer durch die Stadt zur Arztpraxis schicken, sondern setzen auf ein wohnortnahes Angebot.“

Um die Lage zur ärztlichen Versorgung zu verbessern, wollen alle Stadtratsfraktionen in den Dialog mit den beteiligten Akteuren treten. Das Gesundheitsreferat wird deshalb beauftragt, einen Dialog in Form eines Stadtratshearings zu schaffen insb. mit der KVB, den Beiräten der Stadt, Vertreter*innen der München Klinik, der Krankenkassen und des Pflege- und Gesundheitsministeriums. All diese unterschiedlichen Perspektiven sollen helfen, ein Verständnis für die Problemlage zu schaffen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Zum Hintergrund:

In der ambulanten hausärztlichen Versorgung in München zeigt sich eine Ungleichverteilung der Arztpraxen über das Stadtgebiet. Im Stadtbezirk 20 Hadern steht eine Hausärztin / ein Hausarzt für 3.096 Einwohner*innen (Hauptwohnsitzbevölkerung) zur Verfügung. Im Stadtbezirk Milbertshofen-Am Hart liegt das Verhältnis bei  1 : 2.567, in Sendling-Westpark bei 1 : 2.539 und in Feldmoching-Hasenbergl bei 1 : 2.524. Demgegenüber liegt das Verhältnis im Stadtbezirk mit der günstigsten hausärztlichen Versorgungslage Altstadt-Lehel bei 1 : 219 und der stadtweite Durchschnitt bei  1 : 1.593. Die Zahlen zeigen, dass ein*e Ärzt*in in Milbertshofen-Am Hart für über 11mal so viele Patient*innen zuständig ist, als eine Ärzt*in im Stadtbezirk Altstadt-Lehel.

Hier gehts zum Antrag: https://risi.muenchen.de/risi/antrag/detail/8306032;jsessionid=8E4B90161771198AA5955697B91BF07A