Neuer Aufschlag im Tennis-Skandal

Wie schnell die Stadt handeln kann, wenn der politische Wille da ist, lässt sich gut daran erkennen, dass bereits drei Wochen nachdem das Thema in der Vollversammlung des Stadtrates war, ein Aufstellungsbeschluss zum Bau des neuen BMW-Open-Stadions vorliegt. Eine solche Entschlossenheit würden wäre beim Bau von bezahlbarem Wohnraum auch wünschenswert.

Damit das neue Stadion Platz hat, müssen laut aktuellem Aufstellungsbeschluss bis zu acht Tennisplätze weichen. Es sollte also allen klar sein, dass es bei dem Bauvorhaben nicht um den Breitensport geht, sondern um Tennisstars, Prestige und viel Geld.

Wie angekündigt hat die Fraktion Die Linke / Die PARTEI deshalb nun eine Rechtsaufsichtsbeschwerde eingereicht. 

Thomas Lechner, für Die Linke im Münchner Stadtrat, erklärt dazu: „Mit diesem Beschluss hat die Mehrheit des Stadtrates entschieden, der großen Masse der Tennissporttreibenden Spielflächen und -zeiten zu entziehen. Auf das sonst so geschätzte Investorenmodell wird verzichtet und unserem angeschlagenen Haushalt werden Millionen entzogen, um eine kleine Elite zu fördern“

Abgesehen von den 2.700 Euro, die man benötigt, um Mitglied zu werden, ist ein weiteres Detail, das den elitären Ansatz des Vereins aufzeigt, dass zwei Mitglieder* für eine*n bürgen müssen, um überhaupt aufgenommen zu werden.

Fraktionsvorsitzender Stefan Jagel, Die Linke, fügt hinzu: „Mit der Brechstange versucht die Stadt hier ein Prestige-Projekt durchzusetzen – ohne Rücksicht auf den Breitensport, den Haushalt oder darauf, dass die Stadt in Zukunft rechtlich dazu gezwungen werden kann, den Profisport bei solchen Bauvorhaben zu unterstützen. Dafür 8,6 Millionen Euro auszugeben ist angesichts des knappen Haushalts und der Wohnungsnot in München eine absolut falsche Priorisierung und zeigt, in was für einer Welt die Koalition lebt.“

 

Das Referat für Bildung und Sport hatte in der Beschlussvorlage explizit darauf hingewiesen, dass der Beschluss zu einem Präzedenzfall wird, auf den sich in Zukunft auch andere Akteure des Profisports beziehen können, um Gelder von der Stadt für Bauvorhaben zu verlangen.

Aus der Beschlussvorlage: „Es wird […] erstmalig eine primär dem Profisport dienende Sportanlage nach den Sportförderrichtlinien gefördert und hinsichtlich des zu erbringenden Eigenanteils von den Sportförderrichtlinien abgewichen […]. Für künftige vergleichbare Vorhaben besteht daher die Gefahr der Schaffung eines Präzedenzfalles.“

Dass dieser Beschluss im Hinterzimmer gefasst wurde, macht die Angelegenheit zudem besonders pikant. Erst macht der Oberbürgermeister im Alleingang eine Zusage (Siehe Pressemitteilung von Iphitos:  https://www.iphitos.de/iphitos-muenchen-aufwertung-zu-atp-500-nach-zuschlag-der-atp) und anschließend stimmt die Mehrheit des Stadtrates einem Beschluss zu, den die meisten Stadträt*innen offensichtlich nicht gründlich gelesen haben.