Long-COVID II: Kinder und Jugendliche schützen, betreuen und versorgen, wie sie es verdienen

In der jüngeren Vergangenheit ist immer deutlicher geworden, dass auch K&J unter Long-COVID leiden. Die Infektion mag in der Regel mild oder sogar symptomfrei verlaufen, aber das schützt jene Gruppe nicht vor Langzeitfolgen. Eine Umfrage aus Großbritannien hat ergeben, dass bei etwa neun bis 13 Prozent der K&J fünf Wochen nach der Infektion noch mindestens ein Symptom nachgewiesen werden konnte. Eine Studie aus Schweden wiederum berichtet, dass K&J auch schwer und lange betroffen sein können. Doch stellt sich die Lage als etwas komplex dar. Geht es nach einer Studie aus Dresden mit 1560 Schüler*innen, tritt Long-COVID bei Jüngeren seltener auf als angenommen. Dazu sind einige Symptome auf die Corona-Maßnahmen zurückzuführen. Arne Simon von der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie sagt dazu: „Es ist inzwischen sehr schwierig, zwischen Long-COVID und 'Long-Lockdown' zu unterscheiden.“

Das Gesundheitsreferat wird beauftragt, zum einen dem Stadtrat eine Darstellung der aktuellen Situation rund um Long-COVID bei betroffenen Kindern und Jugendlichen (K&J) vorzulegen. Zum anderen sollen entsprechende Handlungsoptionen daraus abgeleitet und durchgeführt werden.

Dazu gehören z.B.:

  1. eine Darstellung aktuell vorliegender Angebote, was die Versorgungssituation rund um K&J mit Long-COVID-Syndrom in der Stadt München betrifft und die Darstellung der Defizite aus Sicht des Gesundheitsreferats
  2. eine Übersicht aller bisher bekannten Long-COVID-Fälle bei K&J in der Stadt München
  3. die Einrichtung einer zentralen Beratungs- und Koordinationsstelle für die individuellen Belange betroffener K&J beziehungsweise deren Eltern hinsichtlich COVID-19-Langzeitfolgen
  4. die Errichtung eines Diagnostikzentrums als zentrale Anlaufstelle in Zusammenarbeit mit der München Klinik
  5. Aufklärungsarbeit leisten, mittels derer Eltern auf die Spätfolgen bei COVID-19 bei K&J aufmerksam gemacht werden, sowie eine Sensibilisierung von Ärzt*innen, Lehrer*innen, Erzieher*innen etc. für das Thema Long-COVID bei K&J
  6. Long-COVID-Selbsthilfegruppen für K&J und betroffene Eltern unterstützen und fördern

Auf Grund der hohen Arbeitsbelastung im Gesundheitsreferat, soll dem Stadtrat die Beschlussvorlage bis spätestens Juli 2022 vorgelegt werden.

Begründung

In der jüngeren Vergangenheit ist immer deutlicher geworden, dass auch K&J unter Long-COVID leiden. Die Infektion mag in der Regel mild oder sogar symptomfrei verlaufen, aber das schützt jene Gruppe nicht vor Langzeitfolgen. Eine Umfrage aus Großbritannien hat ergeben, dass bei etwa neun bis 13 Prozent der K&J fünf Wochen nach der Infektion noch mindestens ein Symptom nachgewiesen werden konnte. Eine Studie aus Schweden wiederum berichtet, dass K&J auch schwer und lange betroffen sein können. Doch stellt sich die Lage als etwas komplex dar. Geht es nach einer Studie aus Dresden mit 1560 Schüler*innen, tritt Long-COVID bei Jüngeren seltener auf als angenommen. Dazu sind einige Symptome auf die Corona-Maßnahmen zurückzuführen. Arne Simon von der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie sagt dazu: „Es ist inzwischen sehr schwierig, zwischen Long-COVID und 'Long-Lockdown' zu unterscheiden.“ 1

Nichtsdestotrotz kommen auch schwere Fälle wie das PIMS-Syndrom vor, eine zwar seltene, aber umso lebensgefährlichere Langzeitfolge. In Großbritannien ist mittlerweile eine Selbsthilfegruppe für K&J hinsichtlich Long-COVID gegründet worden. Die gesamte Tragweite zeigt sich etwa auch dadurch, dass sogar Jungen und Mädchen, die vorher Leistungssport gemacht haben, zum Teil sehr schnell an ihre körperlichen Grenzen kommen.2

Immer wieder beobachtet Dr. Daniel Vilser, Leiter der Post-/Long-COVID -19-Ambulanz für K&J in Jena, bei jungen Patient*innen mentale Probleme nach einer COVID-Erkrankung. „Da geht es um Konzentrationsprobleme oder Schwierigkeiten mit der Merkfähigkeit. Insgesamt ist das Krankheitsbild aber sehr diffus.“ Auch er beobachtete bei K&J deutlich seltenere Long-COVID-Symptome als bei Erwachsenen. Zwölf Wochen nach der Infektion zeigten sich in etwa zwei Prozent der Fälle noch Symptome.

In der Kinder-Long-COVID-Ambulanz am Universitätsklinikum Jena sind in der entsprechenden Spezialambulanz mehrere Ärzt*innen unterschiedlicher Fachrichtungen tätig. Das reicht von der Radiologie bis hin zur Psychologie. Mit den K&J werden Erstgespräche durchgeführt, Blut wird abgenommen, Ultraschalluntersuchungen und weitere Tests stehen an der Tagesordnung, inwieweit sich die Symptome auf organische Erkrankungen zurückführen lassen. All diese Untersuchungen nehmen mehrere Stunden in Anspruch.3

Im Zuge der dritten Welle haben sich K&J besonders häufig mit dem Corona-Virus infiziert, weshalb K&J-Mediziner*innen vor einer steigenden Zahl von Corona-Spätfolgen bei Heranwachsenden gewarnt haben. „Das Problem wird derzeit eher größer als kleiner, wir sehen schon jetzt deutlich mehr Post-Covid-Fälle“, so Markus Hufnagel vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsklinik Freiburg Ende März.
Es braucht keine Fantasie, was K&J (schon wieder) ertragen müssen im Falle einer vierten Welle.

Initiative:
Stadtrat Stefan Jagel

Gezeichnet:
Stadträtin Marie Burneleit
Stadträtin Brigitte Wolf
Stadtrat Thomas Lechner


1 https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/corona-long-covid-kinder-jugendliche-langzeitfolgen-100.html
2 https://www.swr.de/wissen/long-covid-kinder-104.html
3 https://www.rnd.de/gesundheit/long-covid-wenn-kinder-und-jugendliche-unter-corona-spaetfolgen-leiden-TRZWXBIOSNDRFKCCY6IXFCMN2U.html

Antrag als PDF