„Münchner Bauordnung für soziale und nachhaltige Stadtentwicklung“ erarbeiten. Die Höhenbeschränkung des Bürgerentscheids von 2004 als Ausgangspunkt beibehalten.

In den Auseinandersetzungen um aktuelle Bauvorhaben wird immer deutlicher, dass die Genehmi-gung bzw. die Setzung von Anreizen für den Bau von Hochhäusern nicht im öffentlichen Interesse ist.

 

Hochhäuser sind kein nachhaltiger oder klimafreundlicher Bautyp: Die ökologischen Auswirkungen von Hochhäusern hat eine Studie der TU München schon 1993 gezeigt und daran hat sich auch nichts geändert: Hochhäuser beeinträchtigen den Luftaustausch in der Stadt, erhöhen die örtliche Tempera-tur, durch Verwirbelung ist die Aufenthaltsqualität in ihrer Umgebung herabgesetzt. Sie erfordern beim Bau klimaschädliche Materialien in großem Umfang, müssen im Betrieb gekühlt werden, vers-chatten die Nachbarschaft und beeinflussen das Stadtklima durch ungünstige Windströmungsverhält-nisse. Die Nutzung der gestapelten Flächen nimmt mit der Höhe ab wegen des Bedarfs an zusätzli-chen Nebennutzungen wie Liften, Treppenhäusern, Brandschutzeinrichtungen sowie einem größeren konstruktiven Aufwand. Bilanziert man die Kosten über den gesamten Lebenszyklus, so wird die Bi-lanz immer negativer, je höher das Hochhaus ist.

Der Stadtrat möge beschließen:

1. Die Landeshauptstadt München startet einen Prozess zur Erarbeitung einer „Münchner Bau-ordnung für soziale und nachhaltige Stadtentwicklung“. Bis zum Abschluss dieser Arbeit wird die Fortdauer der durch den erfolgreichen Bürgerent-scheid von 2004 fixierten Höhenbegrenzung von 100m beschlossen.

2. Bauwirtschaft und Investoren werden aufgefordert, ihre Planungen in diesen Rahmen einzu-passen. Dies gilt insbesondere für das Areal der Paketposthalle.

3. Die „Münchner Bauordnung für soziale und nachhaltige Stadtentwicklung“ wird unter breiter Beteiligung der Öffentlichkeit erarbeitet. Das Ergebnis wird der Bürgerschaft per Ratsent-scheid zur Abstimmung vorgelegt. Die aktuelle, umstrittene Hochhausstudie fließt in diesen Prozess ein.

4. Für die Genehmigung aller künftigen Bauvorhaben mit hohen Gebäuden (über 40m) in Mün-chen sind soziale und nachhaltige Kriterien vorrangig. a) Erforderlich sind Rücksicht auf die Lebensqualität der Nachbarschaft und die Stadtgestalt. Ein Beitrag der Höhenentwicklung zur Schließung von Lücken in der sozialen, schulischen o-der kulturellen Infrastruktur ist in jedem Einzelfall nachzuweisen. b) Eine Überlastung des Stadtteils durch Zunahme des Verkehrs (insbesondere Individualver-kehr, aber auch Überlastung des ÖPNV an Knotenpunkten) muss verhindert werden. c) Schließlich ist entscheidend, ob das geplante Bauwerk nachhaltig zu bauen, zu betreiben und ggf. auch rückzubauen ist. Der gesamte Lebenszyklus ist dabei zu betrachten.

Begründung:

In den Auseinandersetzungen um aktuelle Bauvorhaben wird immer deutlicher, dass die Genehmi-gung bzw. die Setzung von Anreizen für den Bau von Hochhäusern nicht im öffentlichen Interesse ist.

Hochhäuser sind kein nachhaltiger oder klimafreundlicher Bautyp: Die ökologischen Auswirkungen von Hochhäusern hat eine Studie der TU München schon 1993 gezeigt und daran hat sich auch nichts geändert: Hochhäuser beeinträchtigen den Luftaustausch in der Stadt, erhöhen die örtliche Tempera-tur, durch Verwirbelung ist die Aufenthaltsqualität in ihrer Umgebung herabgesetzt. Sie erfordern beim Bau klimaschädliche Materialien in großem Umfang, müssen im Betrieb gekühlt werden, vers-chatten die Nachbarschaft und beeinflussen das Stadtklima durch ungünstige Windströmungsverhält-nisse. Die Nutzung der gestapelten Flächen nimmt mit der Höhe ab wegen des Bedarfs an zusätzli-chen Nebennutzungen wie Liften, Treppenhäusern, Brandschutzeinrichtungen sowie einem größeren konstruktiven Aufwand. Bilanziert man die Kosten über den gesamten Lebenszyklus, so wird die Bi-lanz immer negativer, je höher das Hochhaus ist.

Hochhäuser ermöglichen keinen bezahlbaren Wohnraum: Dies hat auch Stadtbaurätin Prof. Merk in einem Interview der Immobilienbeilage der SZ im März 2021 bestätigt: „Die effizienteste Art, dicht und gut zu bauen, sind eher acht Geschosse, weil Wohnhochhäuser aufwändig und teuer sind.“ Hoch-häuser sind nicht nur teuer in der Herstellung, sondern auch im Unterhalt, da die Betriebskosten über-proportional hoch sind. Sie ermöglichen lediglich eine hohe Geschossfläche auf dem Grundstück di-rekt, aber keine höhere Siedlungsdichte als eine übliche sechsgeschossige Blockbebauung. Denn die künftigen Bewohner*innen brauchen auch Flächen für soziale und kulturelle Infrastruktur: Kitas, Schulen, Kultur, Gesundheit, Versorgung, Grün, Erholung, Spiel, Sport, Mobilität.

Hochhäuser generieren lediglich einen massiven Mehrwert für die Investoren auf ihrem Grund-stück, die negativen Folgen tragen Nachbarschaft und Stadtgesellschaft: Überlastung von Straßen und Verkehrssystemen, Windturbulenzen am Boden, thermische Aufheizung, Verschattung der Nach-barn, kaum alltagstaugliche Erdgeschosszonen mit Umfeld, beeinträchtigte Sichtbeziehungen, stän-dige Dominanz.

München soll und kann dem Weg zur nachhaltig und in sozialer Verantwortung gebauten Stadt konsequent folgen. Pläne wie das 155-Meter-Projekt in Nymphenburg wären hingegen ein weltweit sichtbares, nicht zeitgemäßes Zeichen der Rücksichtslosigkeit. Nicht zuletzt: Was sozial und nachhaltig geplant wird, kann auch schön gebaut werden.

Initiative:
Stadträtin Brigitte Wolf

Gezeichnet:
Stadtrat Stefan Jagel
Stadträtin Marie Burneleit
Stadtrat Thomas Lechner


Link zum RIS:: https://www.ris-muenchen.de/RII/RII/ris_antrag_detail.jsp?risid=6612903