Antrag: Krieg in Nahost: Geschützte Dialog-Räume ermöglichen
Die Stadtverwaltung wird beauftragt, unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Reiter eine Veranstaltungsreihe zum Themenkomplex „Krieg in Nahost“ zu organisieren. Die Veranstaltungen sollen in Form offener Dialoge stattfinden und verschiedenen Perspektiven auf den Konflikt und die damit verbundenen Ängsten und Auswirkungen auf das Leben in München einen Raum geben. Ziel dieser Veranstaltungsreihe soll es sein, einen geschützten Raum für die unterschiedlichen Perspektiven zu bieten.
Die Veranstaltungsreihe soll Dialogveranstaltungen, aber auch Kulturveranstaltungen einbeziehen.
Die Kulturveranstaltungen sollen einen Austausch zu dem Thema, durch z.B. Konzerte, Ausstellungen und/oder Lesungen ermöglichen. Mit der Organisation der Veranstaltungen auf kultureller Ebene wird das Kulturreferat beauftragt.
Des Weiteren wird das Bildungsreferat beauftragt, sogenannte Tandem-Gespräche an Schulen anzubieten. Dabei stellt ein zweiköpfiges Team sowohl die israelische als auch die palästinensische Sichtweise dar. Das Ziel dieser Tandem-Gespräche ist es, Schüler*innen für die verschiedenen Perspektiven und damit verbundenen Emotionen zu sensibilisieren.
Begründung Die Fronten im Nahost-Konflikt sind verhärtet und unversöhnlich. Damit einhergehend wird auch die Gesprächskultur in Deutschland zunehmend feindseliger. Die Betroffenen des Konfliktes sind traumatisiert, verletzt und wütend. Bei all den schrecklichen Vorfällen, die in Israel/Palästina im letzten Jahr passiert sind dürfen wir allerdings nicht aus dem Auge verlieren, dass eine respektvolle Gesprächskultur die Grundlage für ein friedliches Zusammenleben ist.
Aus verschiedenen Zusammenhängen mehren sich Rückmeldungen, dass Gespräche abgebrochen werden (z.B. muslimisch-jüdische Dialoge); dass Lehrkräfte auf sich allein gestellt sind, wie sie mit dem Thema umgehen können; dass dort, wo keine Debatte stattfindet, welche beide Seiten des Konfliktes ausgewogen beleuchtet, Vorurteile rapide zunehmen und die Konflikte eskalieren. Als Folge sehen wir eine Zunahme von sowohl Antisemitismus als auch Muslimfeindlichkeit in der Münchner Stadtgesellschaft. Es braucht jetzt dringend Räume, um diesen Prozess umdrehen zu können. Denn wir werden das Problem nicht durch Sprechverbote in den Griff bekommen*, sondern durch die Schaffung von Räumen und Aktionsfeldern, in denen ein Austausch auf Augenhöhe möglich ist.
Hierzu gibt es auch pädagogische Empfehlungen und Forderungen verschiedener Lehrer*innen-Verbände wie dem MLLV.
Damit Gesprächsteilnehmer*innen nicht entmenschlicht werden, ist es wichtig, auf das Leid, die Ängste und die Wut, die sich bei den Betroffenen angestaut haben, Rücksicht zu nehmen und sich gegenseitig mit möglichst viel Empathie und Verständnis zu begegnen. Dieser Prozess ist durch erfahrene Moderationen und anderes geschultes Fachpersonal zu begleiten.
Bereits bestehende Initiativen und Projekte in diesem Kontext müssen von der Stadtpolitik vehement unterstützt und ausgebaut werden.
Initiative:
Stadträtin Brigitte Wolf
Gezeichnet:
Stadtrat Stefan Jagel
Stadtrat Thomas Lechner
* siehe dazu und als Hintergrundinformation auch den Artikel von Bernd Kastner in der SZ vom 16.7. mit dem Titel
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