Long-COVID I: Für betroffene Erwachsene eine sorgf ltige Behandlung und stabile Nachsorge einrichten

Gesundheit

Es ist allseits bekannt, dass COVID-19 eine akut gefährliche Krankheit ist, die zum Tod führen kann. Doch darüber hinaus ist sie noch aus einem weiteren Grunde nicht zu unterschätzen. Sie kann auch teilweise schwere Langzeitfolgen nach sich ziehen, welche auch als Long-COVID oder Post-COVID-Syndrom bekannt sind. Die Symptome sind sehr unterschiedlich, von Kopf- und Gliederschmerzen, Atemnot, Geruchs- und Geschmacksverlust, Konzentrationsschwäche bis hin zu Gedächtnis- und Lesestörungen und Erschöpfungszuständen bezie-hungsweise das Fatigue-Syndrom. In diesem Zusammenhang bietet das Universitätsklinikum Charité Berlin bereits eine sogenannte Post-COVID-Fatigue-Sprechstunde an, in welcher sich Betroffene zur weiteren Abklärung Hilfe suchen können.

Das Gesundheitsreferat wird beauftragt, zum einen dem Stadtrat eine Darstellung der aktuellen Situation rund um Long-COVID bei betroffenen Erwachsenen vorzulegen. Zum anderen sollen entsprechende Handlungsoptionen daraus abgeleitet und durchgeführt werden.

Dazu gehören z.B.:

  1. eine Sammlung und Darstellung aktuell vorliegender Versorgungsangebote zur Diagnostik und Thera-pie von Long-COVID (langfristige Symptome nach einer COVID-19-Erkrankung) für Erwachsene im stationären und ambulanten Bereich in München
  2. eine anonymisierte Übersicht aller bisher bekannten Long-COVID-Fälle bei Erwachsenen in der Stadt München
  3. die Einrichtung einer zentralen Beratungs- und Koordinationsstelle beim Gesundheitsreferat oder bei einem anderen Träger für die individuellen Belange betroffener Erwachsener hinsichtlich von COVID-19-Langzeitfolgen
  4. der Aufbau einer öffentlichen Aufklärungskampagne, mittels derer auf fachliche Anlaufstellen für Be-troffene hingewiesen wird, sowie eine Sensibilisierung von Ärzt*innen, Arbeitgeber*innen etc. für das Thema Long-COVID
  5. die Errichtung eines Diagnostikzentrums als zentrale Anlaufstelle in Zusammenarbeit mit der München Klinik (MüK)
  6. entsprechende Stellen oder Institute bei Long-COVID-Selbsthilfegruppen unterstützen
  7. eine umfassende Behandlung für Long-COVID-Betroffene durch eine interdisziplinäre Zusammenführung und Verflechtung von wohnortnahen Ambulanzen, therapeutischen Anlaufstellen und Rehabilitationskliniken

Weiter bitten wir das Gesundheitsreferat darzustellen, welche Initiativen von der Stadt München es auf Bundes- und Landesebene bräuchte, um eine gute Versorgung für die Betroffenen sicherzustellen.

Dazu gehören z.B.

  1. die Sicherstellung der wirtschaftlichen Situation von schwerst Betroffenen über die Bezugsdauer des Krankengeldes hinaus
  2. notwendige Struktur- und Finanzierungsaspekte klären, etwa die Kostenübernahme bei Diagnostik- und Therapieverfahren

Begründung

Es ist allseits bekannt, dass COVID-19 eine akut gefährliche Krankheit ist, die zum Tod führen kann. Doch darüber hinaus ist sie noch aus einem weiteren Grunde nicht zu unterschätzen. Sie kann auch teilweise schwere Langzeitfolgen nach sich ziehen, welche auch als Long-COVID oder Post-COVID-Syndrom bekannt sind. Die Symptome sind sehr unterschiedlich, von Kopf- und Gliederschmerzen, Atemnot, Geruchs- und Geschmacksverlust, Konzentrationsschwäche bis hin zu Gedächtnis- und Lesestörungen und Erschöpfungszuständen beziehungsweise das Fatigue-Syndrom. In diesem Zusammenhang bietet das Universitätsklinikum Charité Berlin bereits eine sogenannte Post-COVID-Fatigue-Sprechstunde an, in welcher sich Betroffene zur weiteren Abklärung Hilfe suchen können.1

Clemens Wendtner, Chefarzt der München Klinik Schwabing, bestätigt, dass viele Menschen, die die Infektion bereits überstanden hätten, weiterhin über Probleme klagten. Dazu gehörten auch Symptome, die schwer zu greifen seien. „'Brain Fog‘ ist ein Begriff im englischsprachigen Raum. Die Patienten sind ein bisschen vernebelt, aber auch Depressionen können auftreten.“ Des Weiteren müsse man auch Symptome wie Stimmungsschwankungen ernst nehmen. Im ungünstigen Fall entwickelt sich daraus eine Depression oder Angststörung. Nicht nur ein Angebot an Gesprächstherapien ist hierbei wichtig, sondern auch die informelle Hilfe aus dem persönlichen sozialen Umfeld.2

Der Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach (SPD) hat Ende 2020 mit ungefähr zehn Prozent eine erste Angabe gemacht, wie viele der Infizierten von Long-COVID betroffen sein könnten. Ebenso existieren Studien, die von weniger Prozent ausgehen. Allerdings muss dabei das genaue Studiendesign berücksichtigt werden, also welche Patienten dabei miteingeschlossen wurden. Während Clemens Wendtner einen Anteil von 35 bis 85 Prozent nennt, hält Andreas Stallmach, Klinikleiter der Post-COVID-Ambulanz in Jena, zehn bis 20 Prozent der mittel-schwer bis schwer erkrankten Patient*innen für realistisch, die mit Langzeitfolgen zu kämpfen haben.3

Long-COVID hat bereits Eingang in die Internationale Klassifikation der Krankheiten ICD-10 gefunden. Die bereits genannten und auch weitere Symptome erfordern individuell angepasste Rehabilitationsmaßnahmen. Genauso sind jedoch auch ambulante Nachsorgeangebote einzurichten, wobei jegliche Maßnahmen in einem interdisziplinären Kontext eingebettet sein müssen. Akteure im Gesundheitssystem müssen für die ernstzu-nehmenden Belange von Long-COVID-Erkrankten sensibilisiert werden. Geeignete Rahmenbedingungen runden das Ganze zu einem stabilen Ganzen ab. Long-COVID kann nämlich jeden treffen, unabhängig des Alters, der Schwere der Infektion und des vorigen Gesundheitszustands.

Initiative:
Stadtrat Stefan Jagel

Gezeichnet:
Stadträtin Marie Burneleit
Stadträtin Brigitte Wolf
Stadtrat Thomas Lechner


1https://cfc.charite.de/post_corona_fatigue/
2https://www.deutschlandfunk.de/long-covid-was-wir-ueber-langzeitfolgen-von-covid-19-wissen.2897.de.html?dram:article_id=492315
3 Siehe Fußnote 2

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