Keine Titelfeiern des FC Bayern München im Rathaus bei mangelndem Einsatz für Menschenrechte in Katar

Seit 2011 ist der FC Bayern München sogenannter „Premiumpartner“ des Emirates Katar. Alljährliche Wintertrainingslager und eine Sponsoring-Partnerschaft mit Qatar Airways, die mit jährlich 10 Millionen Euro dotiert ist, machen dies deutlich. Katar nutzt den Einfluss im Fußball, um sich mit dem positiven Image internationaler Vereine zu schmücken. Dafür investierte das Land in den letzten Jahren hunderte Millionen Euro in Fußballklubs aus ganz Europa.

 

Gleichzeitig steht das Land seit Jahren wegen der Ausbeutung migrantischer Arbeiter*innen in der öffentlichen Kritik. Amnesty International kritisiert, dass grundlegende Menschenrechte nicht eingehalten werden. Nicht selten sehen sich die häufig aus Südostasien stammenden Arbeiter*innen sklavenähnlichen Bedingungen ausgesetzt.

Antrag: 

  1. Dem FC Bayern München wird in Zukunft das Münchner Rathaus inklusive des Rathausbalkons nicht mehr für Feierlichkeiten oder andere Anlässe zur Verfügung gestellt, solange sie folgende Bedingungen nicht erfüllt haben:
    1. Öffentliche Aufforderung an das Emirat Katar, detaillierte Daten zu den Todesfällen migrantischer Arbeiter*innen in Katar seit 2013 zu veröffentlichen und eine unabhängige Untersuchung zu diesen Toten zu beauftragen.
    2. Einberufung eines Runden Tisch zur Menschenrechtssituation. Teilnehmen sollten dabei Vertreter*innen des Vereins, Vertreter*Innen von vor Ort aktiven Menschenrechtsorganisationen (z.B. Human Rights Watch, Fair/Square Projects, Humanity United oder Amnesty International), und Vertreter*Innen der Arbeitsmigrant*innen aus Katar und Vertreter*Innen aus der Politik.
    3. Selbstverpflichtung zur Einhaltung und Überprüfung von Menschenrechtsstandards in allen Geschäftsbeziehungen und Lieferketten des FC Bayerns.
  2. Sollten auch für andere Münchner (Sport-)Vereine ähnlich gelagerte Geschäftsbeziehungen zur Nutzung des Rathauses vorliegen, so wird ebenso verfahren.

Begründung:

Seit 2011 ist der FC Bayern München sogenannter „Premiumpartner“ des Emirates Katar. Alljährliche Wintertrainingslager und eine Sponsoring-Partnerschaft mit Qatar Airways, die mit jährlich 10 Millionen Euro dotiert ist, machen dies deutlich. Katar nutzt den Einfluss im Fußball, um sich mit dem positiven Image internationaler Vereine zu schmücken. Dafür investierte das Land in den letzten Jahren hunderte Millionen Euro in Fußballklubs aus ganz Europa.

Gleichzeitig steht das Land seit Jahren wegen der Ausbeutung migrantischer Arbeiter*innen in der öffentlichen Kritik. Amnesty International kritisiert, dass grundlegende Menschenrechte nicht eingehalten werden. Nicht selten sehen sich die häufig aus Südostasien stammenden Arbeiter*innen sklavenähnlichen Bedingungen ausgesetzt.

Von den katastrophalen Arbeitsbedingungen berichteten letztes Jahr zwei nepalesische Arbeitsmigranten des selbstorganisierten Arbeiter*innen-Netzwerks „shramik sanjal“ im Rathaus mehreren Stadträt*innen verschiedener Parteien. Wie erst kürzlich berichtet wurde, sind innerhalb von nur zehn Jahren 6.500 Arbeitsmigrant*innen in Katar gestorben.1 Untersuchungen zu den Todesfällen sind von staatlicher Seite nicht gewollt. Leidtragende sind dabei vor allem die betroffenen Familien, denen Gerechtigkeit verwehrt wird.

Der interfraktionelle Antrag an den Oberbürgermeister Dieter Reiter, sich als Mitglied des Verwaltungsbeirates des Vereins für mehr Einsatz für Menschenrechte in Katar stark zu machen, wurde lange ignoriert und anschließend durch den Verein selbst beantwortet, wobei Teile der Forderungen vollkommen ignoriert wurden. Die Verantwortlichen des Vereins schweigen weiter über die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen. Die Zurückhaltung des FC Bayern München in dieser Frage stößt auch bei vielen seiner Fans auf Kritik, die eine aktivere Rolle des Vereins für die Menschenrechte in Katar einfordern.

Dass es auch anders geht, als es der FC Bayern München praktiziert, hat der FC Liverpool vergangenes Jahr bewiesen, als sie die Arbeitsbedingungen in Katar und den Tod eines Arbeiters thematisierten. Liverpool bekennt sich in einer öffentlichen Stellungnahme zur Einhaltung der Menschenrechte als „wesentlichen Teil seiner sozialen Verantwortung“ 2.

Der FC Bayern München ist eines der bekanntesten Aushängeschilder Münchens. Es ist daher im Sinne der Stadt, dass der Verein im Einklang mit den Menschenrechten und der 1998 im Stadtrat verabschiedeten Erklärung „Von München soll kein Schaden ausgehen!“ agiert. Sollte der FC Bayern München weiter den Forderungen nicht nachkommen, ist es angebracht, dem Verein in Zukunft die Nutzung des Rathauses zu verwehren.

Initiative:
Stadträtin Brigitte Wolf
Stadtrat Thomas Lechner

Gezeichnet:
Stadtrat Stefan Jagel
Stadträtin Marie Burneleit


https://www.sportschau.de/fussball/fussball-wm-katar-viele-tote-wanderarbeiter-100.html
https://www.liverpoolfc.com/corporate/anti-slavery

Link zum RIS: https://www.ris-muenchen.de/RII/RII/ris_antrag_detail.jsp?risid=6602180