Nur Kollateralschäden? Das alles fällt der Millionenförderung des Elitensports zum Opfer
In München findet das Tennisturnier BMW-Open neuerdings als ATP500 Turnier statt. Das bedeutet höhere Preisgelder und mehr Zuschauer*innen. Um die zusätzlichen Zuschauenden unterbringen zu können, benötigt der ausrichtende Elite Tennisclub MTTC Iphitos ein größeres Stadion. Was sportlich glänzt, hat jedoch einen dunklen Schatten: Der geplante Stadionneubau wird zu 80% durch öffentliche Gelder finanziert und nimmt dabei keine Rücksicht auf die Interessen der Allgemeinheit.
Das alles muss dem BMW-Profiturnier weichen:
🔴 Fünf Tennisplätze, die aktuell von Studierenden zu günstigen Tarifen genutzt werden können. Betroffen davon sind etwa 150 Personen, die hier regelmäßig spielen.
🔴 Der Sportverein SV Studentenstadt Freimann hat zukünftig keinen Zugang zu Tennisplätzen mehr und muss abgewickelt werden
🔴 Der angrenzende Kindergarten muss sich neue Räumlichkeiten suchen.
Fragwürdige Finanzierung:
Der Bau des neuen Stadions kostet insgesamt zwischen 25 und 30 Millionen Euro. Obwohl zu den Partnern des Turnieres Großunternehmen wie BMW, Coca-Cola und Emirates gehören, werden 80 % der Kosten aus öffentlichen Geldern finanziert: Der Freistaat beteiligt sich mit rund der Hälfte und auch die Stadt München zahlt 1,2 Millionen aus Sportförderungsgründen und 7,4 Millionen Euro freiwillig. Ein erheblicher Teil dieser finanziellen Mittel stammt aus Fonds, die eigentlich für den sozialen Wohnungsbau vorgesehen waren.
Während die Mieten in München weiter explodieren und die Landeshauptstatt tief in einer Haushaltskrise steckt, wird öffentliches Geld in den Spitzensport des elitären Tennisclubs MTTC Iphitos gepumpt – Geld, das an anderer Stelle bitter nötig wäre.
Breitensport fällt elitärem Tennisclub zum Opfer:
Um dem MTTC Iphitos beizutreten, müssen Interessierte eine Aufnahmegebühr von 1.760 Euro und einen Jahresbeitrag von 1.000 Euro aufbringen. Außerdem müssen zwei Mitglieder bürgen, damit die Mitgliedschaft genehmigt werden kann.
Im Gegensatz dazu steht der Sportverein SV Studentenstadt Freimann, der für 50 Euro pro Semester und 50 Cent pro Stunde die Nutzung der Tennisplätze ermöglicht. Trotz dem Versprechen der Grün-Roten Koalition, dass der Umbau ein Gewinn für den Breitensport sei, ist genau das Gegenteil eingetreten.
Wie konnte das passieren?
Dieser Fall zeigt auch, wie schnell die Mühlen der Stadt mahlen können, wenn ein Wille in der Stadtspitze vorhanden ist. Im November 2023 hatten Ministerpräsident Markus Söder und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter ein nicht öffentliches Treffen mit dem Vorstand des Tennisclubs MTTC Iphitos. Offenbar wurde, ohne den Stadtrat zu informieren, ein neues Tennisstadion versprochen.
Erst ein halbes Jahr später erfuhr der Stadtrat davon, 10 Tage vor der nächsten Vollversammlung. Ein undemokratischer Prozess, denn normalerweise gibt es ausreichend Zeit vor der Vollversammlung, solche Pläne in den Ausschüssen ausführlich zu diskutieren.
Innerhalb von drei Wochen war ein entsprechender Beschluss im Stadtrat, ein Vorgang, der normalerweise bis zu ein paar Jahre dauern kann.
Wir fordern:
🔴 Die sofortige Rücknahme der freiwilligen städtischen Zuschüsse!
🔴 Den Erhalt der Tennisplätze im Norden des Englischen Gartens!
🔴 Eine mobiles Stadion, welches billiger und sozialer ist, wo auch keine Plätze zerstört werden müssen.
🔴 Eine transparente, demokratische Stadtpolitik – ohne Geheimabsprachen und Elitenförderung!