Wie sozial ist digital? – Stadtratshearing zum Thema: „Digitalisierung und soziale Aspekte“

Die Corona-Pandemie hat zwar digitale Entwicklungen in Gang gebracht oder verstärkt, etwa den vermehrten Einsatz von Homeoffice oder das Homeschooling, aber unabhängig davon stellt die Digitalisierung eine Epochenwende für die Gesellschaft und die Menschen dar. Sie kann in einem Atemzug mit der Erfindung des Buchdrucks sowie der Dampfmaschine genannt werden. Der Buchdruck erschuf die Möglichkeit der Verbreitung von Wissen und der Reformation, die Dampfmaschine revolutionierte Transport und Verkehr. Analog führt auch die Digitalisierung zu massiven Veränderungen.

Das IT-Referat wird in Zusammenarbeit mit dem Sozialreferat und ggf. weiteren Referaten beauftragt, ein Stadtratshearing zu dem Thema „Digitalisierung und soziale Aspekte“ durchzuführen und dabei konkrete langfristige und nachhaltige kommunale Handlungskonzepte zu erarbeiten. Im Rahmen des Stadtratshearings sollen die (psycho-)sozialen Nebeneffekte der Digitalisierung ebenso Gegenstand sein wie die Chancengleichheit in Bildung und Beruf.

Begründung

Die Corona-Pandemie hat zwar digitale Entwicklungen in Gang gebracht oder verstärkt, etwa den vermehrten Einsatz von Homeoffice oder das Homeschooling, aber unabhängig davon stellt die Digitalisierung eine Epochenwende für die Gesellschaft und die Menschen dar. Sie kann in einem Atemzug mit der Erfindung des Buchdrucks sowie der Dampfmaschine genannt werden. Der Buchdruck erschuf die Möglichkeit der Verbreitung von Wissen und der Reformation, die Dampfmaschine revolutionierte Transport und Verkehr. Analog führt auch die Digitalisierung zu massiven Veränderungen.

Was macht das alles mit dem einzelnen Menschen? Wie verarbeitet jede*r einzelne die enorme digitale Entwicklung und den enormen Druck, der daraus entstehen kann? Es steht außer Frage, dass die Digitalisierung extreme Auswirkungen auf das Zusammenleben in der Gesellschaft und die persönliche soziale Umgebung hat. Smartphones und Social Media haben Multitasking zu einem Normalzustand verholfen, aber auch Konzentrati-onsstörungen mit sich gebracht. Sie ermöglichen ständige Erreichbarkeit.

Ob Menschen die Folgen des digitalen Wandels für sich persönlich als eher positiv oder negativ bewerten, hat auch damit zu tun, ob sie ihre eigene Handlungsfähigkeit als eingeschränkt oder erweitert beurteilen. Die Kommunikation in digitaler Form kann die sozialen Beziehungen der einzelnen Person bereichern und somit den Handlungsspielraum erweitern. Genauso können Menschen digitale Kommunikation als einen Verlust des Menschlichen im sozialen Austausch wahrnehmen.

Das Soziale und viele Menschen brauchen in der digitalen Welt eine reflektierte, kompetente Stimme, die auch gehört wird. Der Mensch darf nicht der Digitalisierung dienen. Eine der Fragen lautet deshalb, wie eine menschenorientierte Gestaltung der Digitalisierung für uns alle gelingt. Entsprechende gesellschaftliche ethische Debatten sind notwendig, um dieses Thema ausführlich zu beleuchten. Was ist zum Beispiel mit jenen Men-schen, die gerne durch digitale Teilhabe soziale Teilhabe erleben wollen, aber (noch) nicht in der Lage dazu sind?

Die Landeshauptstadt München hat die strategische Leitlinie „Aktive und verantwortungsbewusste digitale Transformation“ in das Stadtentwicklungskonzept Perspektive München integriert. In der entsprechenden Sit-zungsvorlage Nr. 14-20/V 12615 machen die Gutachter*innen deutlich, dass die Digitalisierung als eine Transformation von Informations- und Kommunikationsprozessen zu verstehen ist, die sich aufgrund der Rahmenbedingungen und vorhandenen Ressourcen von Stadt zu Stadt anders darstellen. Digitalisierung ist zudem kein Selbstzweck. Nicht alles, was einer Digitalisierung unterzogen werden kann, sollte auch digitalisiert werden.

Dementsprechend muss die Stadt München die Chancen der Digitalisierung für alle nutzen, sich aber gleichzei-tig für die Minimierung unerwünschter Auswirkungen einsetzen. Diese digitale Transformation orientiert sich im Idealfall an den konkreten Bedürfnissen, Zugängen und vorhandenen technologischen Kompetenzen aller Münchner*innen.

Die Digitalisierung stellt, ebenso wie etwa die Gesundheit und Bildung, eine gesamtpolitische Aufgabe, auch für die Stadt München, dar, welche nicht isoliert für sich betrachtet werden darf, sondern im Einklang mit anderen elementaren politischen Handlungsfeldern stehen muss.

Eine sorgfältige Auswahl der Teilnehmer*innen für ein Stadtratshearing trägt dazu bei, dass die Digitalisierung in all ihren Facetten ausreichend beleuchtet werden kann. Wenn die Teilnehmer*innen die verschiedenen ge-sellschaftlichen Strukturen und Altersschichten sowie auch unterschiedliche Lebensbereiche, etwa Gesundheit, Beruf, Soziales und Bildung, repräsentativ abdecken, kann daraus eine produktive Diskussion im Sinne einer plu-ralistischen Meinungsbildung und demokratischen Partizipation entstehen.

Initiative:
Stadtrat Stefan Jagel

Gezeichnet:
Stadträtin Marie Burneleit
Stadträtin Brigitte Wolf
Stadtrat Thomas Lechner


Link zum RIS: https://www.ris-muenchen.de/RII/RII/ris_antrag_detail.jsp?risid=6697501