Anfrage: Wie erreichte die SWM das Ziel der Ausbauoffensive Erneuerbare Energien?
Die Stadtwerke München (SWM)[1] und die Stadtratsfraktionen der SPD und der Grünen feierten vorgestern einen vermeintlichen Meilenstein der Energiewende. „SWM versorgen ganz München mit Ökostrom“ heißt es. Damit scheint das 2009 beschlossene Ziel erreicht, dass die SWM bis 2025 den Strombedarf der Stadt durch erneuerbare Energien decken. Trotzdem laufen die beiden großen Gaskraftwerke HKW Nord und Süd nach wie vor und erzeugen weiterhin den größten Teil des Münchner Strombedarfs vor Ort.
Während jahrelang kaum in die Potentiale erneuerbarer Energien in der Region München investiert wurde, wurden durch die SWM europaweit Großprojekte vorangetrieben – auch gegen den Willen der dortigen Bevölkerung. Ein Extrembeispiel ist die Verdrängung der indigenen Sami-Bevölkerung in Zentralnorwegen, wobei sogar ein Urteil des obersten Gerichts in Norwegen zur Stilllegung des Windparks ignoriert wurde[2]. Einige dieser Windparks schrieben sogar tiefrote Zahlen in den letzten Jahren[3]. Der Strom der meisten überregionalen Anlagen kommt aus physikalischen Gründen kaum oder gar nicht in München an, wie auch die Zivilgesellschaft kritisiert[4].
Während die Investitionen in überregionale Projekte stark angestiegen sind, gingen Investitionen in die regionale Energiewende lange zurück, wie eine Anfrage der Linken ergeben hat[5].Die SWM handeln wie ein von Profimaximierung getriebener und global agierender Energiekonzern. Es wurde lange Zeit weltweit in Großprojekte investiert, statt lokal zu handeln und eine dezentrale Energiewende einzuleiten. Somit wird eine Verdrängung der fossilen Energieerzeugung in München verzögert.
Im Leistungscontrolling der SWM für das erste Halbjahr 2021, das Ende 2022 im Stadtrat beschlossen wurde, wurde noch ein Gesamtstrombedarf von 7,2 Terawattstunden (TWh)[6] für München als Ziel für den Ausbau der erneuerbaren Energien genannt. In den folgenden Jahren verschwand diese Zahl aus den Leistungscontrollings. In der Pressemitteilung der SWM vom 01. Juli 2025 stand ein Strombedarf in 2025 für München von 6,2 TWh – 14 % weniger als zuvor erwartet. Dies widerspräche den bislang genannten Prognosen der SWM, dass der Strombedarf von 2021 bis 2035 von 7,2 TWH auf 8,5 TWh steigen würde. Es ist unklar, wie diese Zahlen nun zustande kamen, die zur vermeintlichen Zielerfüllung der SWM geführt haben.
Wir bitten daher den Oberbürgermeister, folgende Fragen zu beantworten:
- Welche Anlagen zur erneuerbaren Stromerzeugung besitzen die SWM? (Bitte auflisten mit folgenden Informationen: Ort, Jahr der Inbetriebnahme, Art der Energieerzeugung, selbst errichtet oder zugekauft, Eigentumsanteil SWM, installierte Leistung, erzeugte Strommenge 2024, prozentualer Beitrag zum Ausbauziel erneuerbare Energien
- Aus welchen Gründen hat sich der Münchner Strombedarf in den Prognosen der SWM von 7,2 auf 6,2 TWh pro Jahr reduziert? Wie hoch war der Münchner Strombedarf seit 2020 jährlich?
- Welche Maßnahmen haben in München zu dieser beeindruckenden Reduktion des Strombedarfs geführt?
- Wie wird der Gesamtstromverbrauch der Stadt München aktuell ermittelt? Haben sich die Methoden zur Ermittlung des Stromverbrauchs in den letzten Jahren geändert?
- Die SWM sprechen davon, dass die aktuellen Ökostromanlagen 6,7 TWh Strom erzeugen „könnten“. Wie hoch wird die tatsächliche Stromerzeugung für dieses Jahr prognostiziert?
- Welche Anlagen zur Erzeugung von Erneuerbarem Strom haben die SWM 2025 neu errichtet oder zugekauft und wie hoch ist jeweils deren Stromproduktion?
- Wie hoch waren seit Beginn der „Ausbauoffensive Erneuerbare Energien“ 2008 bis 2024 die jährlichen Investitionen der SWM in erneuerbare Energien, jeweils aufgeschlüsselt in die Kategorien „München und Region“ (Stadt München und anliegende Landkreise) und „Überregional“?
- Wie viel Strom wurde 2024 in „München und Region“ (Stadt München und anliegende Landkreise) jeweils aus fossilen und erneuerbaren Energieträgern erzeugt?
Initiative: Gezeichnet:
Stadtrat Stefan Jagel Stadträtin Brigitte Wolf
Stadträtin Marie Burneleit Stadtrat Thomas Lechner
Hier geht's zur Anfrage im RatsInformationsSystem: https://risi.muenchen.de/risi/antrag/detail/9172618
[1]https://ru.muenchen.de/pdf/2025/ru-2025-07-01.pdf#page=28
[2]https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-stadtwerke-norwegen-protest-greta-thunberg-1.5759492
[3]https://risi.muenchen.de/risi/antrag/detail/8474289?dokument=v8474294
[4]https://energienetzwerk-muc.de/90-erneuerbar-in-muenchen-greenwashing-der-swm/