Anfrage: Verstoß gegen Antikorruptionsrichtlinien durch Vorkaufsrecht für Tickets der UEFA Euro 2024?

Nach der Veröffentlichung einer Recherche von Correctiv.org und FragDenStaat wurde bekannt, dass die UEFA allen Austragungsstädten der Fußball-Europameisterschaft 2024 ein Vorkaufsrecht für Tickets angeboten hat. Die Landeshauptstadt München bekam das Vorkaufsrecht für insgesamt 4200 Tickets und hat davon insgesamt 2029 Tickets angenommen.

Correctiv.org und FragDenStaat schreiben:

„Der Vorgang ist politisch relevant – für die Glaubwürdigkeit der Kommunalpolitik. Denn die Verantwortlichen in den Städten waren es, die sich entschieden, viel Geld für die EM in Deutschland auszugeben – durch Public Viewing-Bereiche, Infrastruktur, Sicherheitsvorkehrungen. In den Monaten vor dem Turnierstart mussten viele Entscheidungen getroffen werden, in denen Interessen der Stadt, der UEFA und der Öffentlichkeit abgewogen werden mussten. Wenn die für die Umsetzung zuständigen Mitarbeitenden der Städte ein besonderes Bonbon angeboten bekommen, das sie dem Fußball-Fest (noch) zugeneigter machen, hat das zumindest ein Geschmäckle“[1].

Die Städte Hamburg, Frankfurt am Main und Leipzig nahmen das Angebot der UEFA nicht an.

Eine Sprecherin der Leipziger Stadtverwaltung schrieb auf Anfrage dazu: „Der Vorschlag zur Ablehnung kam von beteiligten Stadtämtern sowie dem Antikorruptionsbeauftragten“.

Mehrere Expert*innen sehen solche Vorkaufsrechte an Kommunen und Behörden kritisch, wie dem Artikel weiter zu entnehmen ist.

„Wenn das Kartenkontingent in die Verlosung geht, halte ich das für wenig problematisch“, sagt Politikwissenschaftlerin Anna Schwickerath von der Uni Köln. Problematischer wird es aber, wenn Tickets gezielt an Personen gehen, die „Einfluss im Rahmen des Organisationsprozesses nehmen“.

Der Jurist Till Zimmermann von der Heinrich-Heine-Universität sieht dagegen bereits „einen Vorteil darin, dass Tickets bei gleichzeitig großer Nachfrage angeboten wurden.

Das Argument – wie von der Stadt München gebracht – es ist der reguläre Kaufpreis bezahlt worden, sei korruptionsstrafrechtlich irrelevant.“

Vor diesem Hintergrund bitten wir, daher den Oberbürgermeister, folgende Fragen zu beantworten:

  1. Warum kommen die Antikorruptionsbeauftragten der Landeshauptstadt München nicht zu demselben Ergebnis wie die Stadt Leipzig?
  2. Gab es Freitickets? (Wenn ja, wie viele?)
  3. Hatten alle Beschäftigten (inkl. Nachwuchskräfte) Zugang zur Verlosung?
  4. Wie ist der zukünftige Umgang mit Ticketangeboten bei Großveranstaltungen geplant?
  5. Laut dem Artikel hat die LHM 2029 Tickets in Anspruch genommen. Wie kommt diese Zahl zustande?

 

Initiative:
Stadtrat Stefan Jagel
Stadträtin Marie Burneleit

Gezeichnet:
Stadträtin Brigitte Wolf
Stadtrat Thomas Lechner

Hier gehts zur Anfrage im RatsInformationsSystem: https://risi.muenchen.de/risi/antrag/detail/8697339

 


[1]correctiv.org/aktuelles/wirtschaft/2024/07/03/exklusive-tickets-em-2024-angebot-uefa-muenchen-berlin/