Anfrage: Mindestlohnbetrug beim FC Bayern München? Welche Konsequenzen zieht die Stadt?

Brigitte Wolf, Thomas Lechner
AnfrageArbeit & Soziales

Ende letzten Jahres wurde breit darüber berichtet, dass gegen die Vorstandschaft des FC Bayern München wegen Verstößen gegen das Mindestlohngesetz am Nachwuchsleistungszentrum, dem FC Bayern Campus, ermittelt wird1. Wie ein aktueller Beitrag von Sport Inside deutlich macht, ist der Verein einer von vier aus der 1. und 2. Bundesliga gegen die ermittelt wird2. Konkreter Vorwurf laut Zoll ist das Vorenthalten und die Veruntreuung von Arbeitsentgelt (eine Straftat laut § 266a StGB) sowie das nicht richtige Führen von Stundenaufzeichnungen, Nichtgewährung des Mindestlohns (eine Ordnungswidrigkeit gemäß § 111 SGB IV bzw. § 21 Mindestlohngesetz). Gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Format Sport Inside hatten einige der Jugendtrainer des FC Bayern angegeben, über viele Jahre auf 450-Euro-Basis statt der erlaubten zehn Wochenstunden mindestens doppelt, teilweise drei bis vier Mal so lange gearbeitet zu haben.

Schon 2019 gab es im Zuge des Audi-Cups in der Allianz Arena eine groß angelegte Schwarzarbeitskontrolle der Sicherheitsdienste durch den Zoll, bei der bei etwa 80 % der Personen Gesetzesverstöße oder Unregelmäßigkeiten festgestellt wurden3. Dabei handelte es sich zwar nicht um direkt beschäftigte Personen, sondern um die Mitarbeiter*innen des vom Verein beauftragten Dienstleisters. In der Antwort auf eine Anfrage der FDP-Stadtratsfraktion zu diesem Vorfall hielt der Oberbürgermeister fest4: „Gegen die Firmen, die nachweislich bewachungs- bzw. gewerberechtliche Verstöße begangen haben, werden Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet.“

Während der FC Bayern selbst in Coronazeiten einen Umsatz von 643 Millionen Euro verbucht5, zwei-stellige Millionensummen über Sponsoringverträge mit der Fluglinie der Autokratie Katar einnimmt und die Spieler der Profimannschaft der Männer mit hohen Millionen-Gehälter vergütet werden, werden Nachwuchstrainer und andere Beschäftigte des Vereins mit Dumpinglöhnen abserviert.

Trotzdem hatte der FC Bayern München vor bald einem Jahr eine Kooperation mit der Stadt München verkündet6. „Wir überlegen uns schon sehr genau, wem wir das Münchner Kindl zur Verfügung stellen", sagte Clemens Baumgärtner, der Wirtschaftsreferent der Stadt München. „Es ist eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Die Stadt wird davon profitieren und umgekehrt. (…) All die Attribute, die wir als Stadt München leben, gelten auch für den FC Bayern: Weltoffenheit, Wirtschaftskraft, Geradlinigkeit, Fairness und Erfolg“, meinte Baumgärtner. Mindestlohnbetrug ist sicher kein Attribut, das die Stadt München lebt, und einem sogenannten Aushängeschild der Stadt unwürdig!

Wir bitten daher den Oberbürgermeister, folgende Fragen zu beantworten:

  1. Um wie viele Personen handelt es sich am Nachwuchsleistungszentrum des FC Bayern München, denen der Mindestlohn nicht gewährt wurde und/oder denen Arbeitsentgelt vorenthalten worden ist?
  2. Wie hoch wird der Verlust geschätzt, der aufgrund von nicht geleisteten Sozialabgaben und Steuern etc. entstanden ist?
  3. Hat die Stadt ein Ordnungswidrigkeitsverfahren in diesem Zusammenhang eingeleitet?
  4. Hat die Stadt gewerbliche Zuverlässigkeitsprüfungen in oben genanntem Zusammenhang durchgeführt und wie fielen die Ergebnisse dieser aus?
  5. Welche Konsequenzen zieht die LHM aus dem Lohn-Dumping am FC Bayern Campus?
  6. Lässt sich die Stadt München zukünftig von Ihren Partnern „Fairness“, sprich eine faire Bezahlung und damit die Einhaltung des Mindestlohngesetzes schriftlich zusichern?

Initiative:
Stadträtin Brigitte Wolf
Stadtrat Thomas Lechner

Gezeichnet:
Stadtrat Stefan Jagel
Stadträtin Marie Burneleit


1 https://www.sportschau.de/fussball/bayern-ermittlungen-campus-mindestlohn-100.html
2 https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/sport-inside/video-mindestlohnvergehen-an-den-nlz-strukturelles-problem-100.html
3 https://www.tagesspiegel.de/sport/schwarzarbeit-bei-sicherheitsdienst-fc-bayern-bestaetigt-kontrollen-in-der-allianz-arena/24868134.html
4 https://risi.muenchen.de/risi/antrag/detail/5651036?dokument=v5764797
5 https://www.br.de/nachrichten/sport/fc-bayern-mit-hohen-einbussen-umsatz-sinkt-auf-643-9-millionen,SpnzrdR
6 https://fcbayern.com/de/news/2021/05/heimat-und-weltoffenheit-fc-bayern-und-stadt-muenchen-starten-kooperation

Link zum RIS: https://risi.muenchen.de/risi/antrag/detail/7107571