Klimagerechtigkeit durchsetzen: Privatjets am Flughafen München verbieten

Stefan Jagel

Die Klimakrise spitzt sich mit rasanter Geschwindigkeit zu. Dabei spielt der Mobilitätssektor eine besonders große Rolle. Die klimaschädlichste Form der Mobilität ist das Fliegen. Für Privatjets gilt das in besonderer Weise. Ein Privatjet verursacht ca. 2 Tonnen CO2 pro Stunde. Damit ist ein Privatflug 5 bis 14 Mal CO2-intensiver als Linienflüge und 50 Mal CO2-intensiver als eine Bahnfahrt (pro Passagierkilometer).

Der Oberbürgermeister und der Referent für Arbeit und Wirtschaft werden gebeten, sich im Aufsichtsrat der Flughafen München GmbH dafür einzusetzen, dass Privatjets, mit Ausnahme von Rettungs- und Ambulanzflüge, künftig nicht mehr am Flughafen München Starten und Landen dürfen.

Begründung

Die Klimakrise spitzt sich mit rasanter Geschwindigkeit zu. Dabei spielt der Mobilitätssektor eine besonders große Rolle. Die klimaschädlichste Form der Mobilität ist das Fliegen. Für Privatjets gilt das in besonderer Weise1. Ein Privatjet verursacht ca. 2 Tonnen CO2 pro Stunde. Damit ist ein Privatflug 5 bis 14 Mal CO2-intensiver als Linienflüge und 50 Mal CO2-intensiver als eine Bahnfahrt (pro Passagierkilometer).

Die Zahl der Privatjetflüge steigt mit rasanter Geschwindigkeit an. In Deutschland starteten 2022 ingesamt 58.424 Privatjetflüge — ein Plus von 76 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese verursachten insgesamt CO2-Emissionen von 109.000 Tonnen2.

Gleichzeitig ist Fliegen die unsozialste Form der Mobilität. Auch dies gilt für Privatjets in besonderer Weise. Laut Boeing haben 80 Prozent der Weltbevölkerung noch nie ein Flugzeug bestiegen3. Umgekehrt verursachen 1 Prozent der Menschheit 50 Prozent der CO2-Emissionen im Flugverkehr4. Es ist also eine kleine Elite an Vielflieger:innen, die auf Kosten der großen Mehrheit das globale Klima ruiniert.

Der Flughafen München ist der zweitgrößte Flughafen Deutschlands für Privatjets. Im Jahr 2022 sind hier 5.753 Privatjetflüge gestartet — ein Plus von knapp 90 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die CO2-Emissionen sind enorm und belaufen sich für 2022 auf über 57.000 Tonnen. Das entspricht dem Ausstoß von 5.287 Bundesbürger*innen (Durchschnitt 10,8 T CO2e, Umweltbundesamt 2022).

Die steigende Tendenz an Privatjetflügen am Münchner Flughafen ist ein fatales Signal in Zeiten der Klimakrise. Die CO2-Emissionen durch Privatjets am Münchner Flughafen könnten sofort eingespart werden, ohne die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen einzuschränken.

Wie aus der von Greenpeace in Auftrag gegeben Studie hervorgeht, ist das am häufigsten privat angesteuerte Ziel London. Für Menschen, die unbedingt schnell in London sein müssen, gibt es täglich über 10 direkte Linienflüge als Alternative5. Darüber hinaus fährt man in unter 9 Stunden und mit nur 2 Umstiegen umweltfreundlich mit der Bahn von München nach London. Nach London werden Berlin und Zürich am häufigsten privat angeflogen — sehr einfach mit der Bahn zu erreichende Ziele. Darüber hinaus ist die Strecke München—Oberpfaffenhofen nur 48 km lang, aber eine der europaweit CO2-intensivsten. Die insgesamt 165 Privatflüge in den Jahren 2020 und 2022 verursachten 83 Tonnen CO2-Emissionen. Die Flüge von Oberpfaffenhofen nach München kommen noch hinzu.

Auch das Umweltbundesamt rät zu einer Reduktion des Flugverkehrs6: „Der globale Luftverkehr steuert derzeit in die falsche Richtung. Sein enormes Wachstum durchkreuzt globale Klimaschutzziele, gefährdet die Gesundheit der Menschen durch Lärm und Luftschadstoffe, verbraucht endliche Ressourcen und ist alles andere als nachhaltig. Daher rät das Umweltbundesamt zu einem deutlichen Umsteuern.

Am 07.12.2021 wurde im Rathaus der Klimanotstand ausgerufen und beschlossen, dass München bis spätestens 2035 klimaneutral sein soll (Sitzungsvorlage 20-26 / V 05040). Daraus ergibt sich der Auftrag an die Stadt, sich gegen die Ausweitung des Flugverkehrs einzusetzen und insbesondere die klimaschädliche Privatfliegerei zu beenden.

Die Stadt München ist mit 23 % an der Flughafen München GmbH beteiligt. Als Anteilseigner ist die Stadt auch für die Entwicklungen am Flughafen mitverantwortlich. München muss jetzt dem guten Beispiel des Flughafens Amsterdam Schiphol folgen und nachziehen. Ein Verbot von Privatjetflügen am Münchner Flughafen wäre ein wichtiger, wirksamer Schritt in Richtung Klimagerechtigkeit, welcher angesichts der Dringlichkeit der Klimakrise angemessen ist und den selbstgesteckten Klimazielen der Stadt München dienen würde.

Für die betroffene Belegschaft soll die Stadt München Weiterbildungsmaßnahmen im Bereich umweltfreundlicher Berufsfelder anbieten, wie zum Beispiel für den öffentlichen Nah- und Fernverkehr. Die Reduzierung der Starts und Landungen vom Flughafen würde darüber hinaus die vom Fluglärm betroffenen Anwohner*innen entlasten. Zudem wäre die Planung für eine 3. Startbahn endgültig hinfällig.

Initiative:
Stadtrat Stefan Jagel

Gezeichnet:
Stadträtin Marie Burneleit
Stadträtin Brigitte Wolf
Stadtrat Thomas Lechner


1https://www.transportenvironment.org/discover/private-jets-can-the-super-rich-supercharge-zero-emission-aviation/
2https://www.greenpeace.de/publikationen/20230330_Factsheet_Privatjet_DE_EU_Report.pdf
3https://www.cnbc.com/2017/12/07/boeing-ceo-80-percent-of-people-never-flown-for-us-that-means-growth.html
4https://www.transportenvironment.org/discover/private-jets-can-the-super-rich-supercharge-zero-emission-aviation/
5 Eigene Zählung: am Donnerstag, 15.06.23 sind 13 direkte Linienflüge nach London in München gestartet.
6https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/uba_fb_wohin-geht-die-reise.pdf

Link zum RIS: https://risi.muenchen.de/risi/antrag/detail/7979130